Am 29.10.2020 hat der Rat der Stadt Cuxhaven nach mehreren Vorberatungen beschlossen, die Straßennamen „Lüderitz-“, „Lettow-Vorbeck-“, „Wißmann-“, „Leutwein-“ sowie „Hinrich-Wilhelm-Kopf-Straße“ mit kurzen und präzisen Erläuterungstexten zu versehen und weitere Erläuterungen mit einem QR-Code zu hinterlegen. Diese Informationen finden Sie hier:
Das Cuxhavener „Afrikaviertel“
Das sogenannte Afrikaviertel umfasst vier Straßen, die im Jahre 1936 nach den Kolonialherren Paul von Lettow-Vorbeck, Theodor Leutwein, Adolf Lüderitz und Hermann von Wißmann benannt worden sind. Nach kritischer Aufarbeitung der kolonialen Geschichte Deutschlands ist das Handeln dieser Männer abzulehnen. Eine Ehrung in Form einer Straßenbenennung würde heutzutage nicht mehr erfolgen.
Lettow-Vorbeck-Straße
Paul v. Lettow-Vorbeck, geboren am 20. März 1870 in Saarlouis, gestorben am 9. März 1964 in Hamburg. Er war von 1913-1918 Kommandeur der Kolonialarmee in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika, heute Tansania. Als Angehöriger der Reichswehr war er 1919 an der Niederschlagung des kommunistischen Aufstandes in Hamburg beteiligt. 1920 nahm er am Kapp-Putsch teil.
Leutweinstraße
Theodor Leutwein, geboren am 9. Mai 1849 in Strümpfelbrunn/Baden, gestorben am 13. April 1921 in Freiburg im Breisgau. Er war von 1895 bis 1905 Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe und Gouverneur von Deutsch-Südwest-Afrika, heute Namibia. Von 1898-1905 ließ den Herero-Aufstand unter Hendrik Witboi in einem brutalen Kolonialkrieg niederwerfen.
Lüderitzstraße
Adolf Lüderitz, geboren am 16. Juli 1834 in Bremen, gestorben am 24. Oktober 1886 in Deutsch-Südwest-Afrika. Er war Überseekaufmann und erwarb unter Täuschung der Einheimischen für das Deutsche Reich an der westafrikanischen Küste den Stützpunkt Angra Pequena, der heute noch den Namen „Lüderitz-Bucht“ trägt. 1884 wurde das gesamte Gebiet zur Kolonie Deutsch-Südwest-Afrika erklärt, heute Namibia.
Wißmannstraße
Hermann v. Wißmann, geboren am 4. September 1853 in Frankfurt/Oder, gestorben am 15. Juni 1905 in Weißenbach/Steiermark. Er erforschte und durchquerte Mittelafrika und ließ als Reichskommissar zwischen 1888 und 1890 den Widerstand der ostafrikanischen Küstenbevölkerung niederwerfen. Plündernd und brandschatzend zog er mit seiner „Wißmanntruppe“ durch afrikanische Dörfer und praktizierte damit die „Politik der verbrannten Erde“. Vom 26. April 1895 bis 3. Dezember 1896 war er Gouverneur der Kolonie Deutsch-Ostafrika, heute Tansania.
Hinrich-Wilhelm-Kopf-Straße
Hinrich-Wilhelm-Kopf-Straße
Hinrich Wilhelm Kopf, geboren am 6. Mai 1893 in Neuenkirchen/Land Hadeln, gestorben am 21. Dezember 1961 in Göttingen. Er war von 1928-1932 Hadelner Landrat. 1945 wurde Hinrich Wilhelm Kopf Regierungspräsident in Hannover und setzte sich für die Bildung des Landes Niedersachsen ein, das er von 1946-1955 und von 1959-1961 als Ministerpräsident regierte. Die Straße wurde 1976 benannt. Erst später wurde bekannt, dass er während der NS-Zeit als sogenannter Vermögensverwalter im von Deutschland besetzten Polen tätig war und so an der Enteignung und Aussiedlung der polnischen Bevölkerung beteiligt war. Die Benennung ist daher heutzutage umstritten.